Der interplanetarische Zwischenfall

Hör mal
sagt er
und dabei möchte ich eigentlich weghörn
weggehn
irgendwohin wo die ganzen Affen
mich nicht störn
die sich breit gemacht haben
hier im Dschungel
und ihresgleichen als eben
jene Affen betiteln
oder schlimmeres
und auch wenn mein Humor
doch ganz klar schwarz ist
gibt es immer
noch etwas schlimmeres

gibt es was schlimmeres?

meiner Meinung nach nein
aber dann kommt morgen
und im Nachgang
sind graue Haare
und die Sorgen
die sich aus den Problemen
ständig vergebens ergeben
eben vergeblich

und statt zum Guten hin
schaff ich es irgendwie
nur parallel zu streben
– ach von wegen

ob das Gut ist
hängt dann ja auch
wieder vom Betrachter ab
und wenn er in den Abgrund schaut
stürzen wir doch alle wieder ab
– das hab ich satt

dass was du wiederzugeben hast
mir nichts wieder gegeben hat
hab ich vorher schon gewusst
also perspektivisch aus „danach“

stattdessen pack ich mich
mit deinem scheiss voll
frag mich was
der ganze scheiss soll
am Ende hätt ich mir
gerne anders die Zeit vertrieben
warum hab ich dich nicht
einfach gemieden?

nur so ein bisschen
– mein ich
könnte doch klappen
jede Dosis macht das Gift

oder ich schlag
meinen Kopf
gegen Wände
bis dein Bild
ein Bild ergibt

ohne Effekte
ohne Verzerrung
ohne die Hetze
ohne die Mauern

und ohne Vernunft
und ohne Bedauern
könnte ich sagen

verpiss dich!
also rhetorisch gesprochen
du Clown
in der Schule haben
die großen Jungs
kleine Jungs wie dich
sicher nicht nur rhetorisch verhaun

ich nicht

ich hab geredet
Leute gemieden
Quests erledigt
und mich mit anderen vernetzt

heute komm ich nach Hause
wo das früher alles stattfand
und fühl mich digital gehetzt

und die ganzen Blödmänner
draußen vorm Fenster
die sind plötzlich
jetzt hier drinnen

und es fällt
zunehmend schwer
dem ganzen Mist
noch zu entrinnen

ist das gut?

wer weiß das schon?

ist doch egal
lass mal lieber
Bilder swipen
ob zum vögeln
oder kaufen
darfst du selber
noch entscheiden

Mann*!
ich such Austausch
du nur Kaufrausch
oder Austausch
von körperinneren Säften
vielleicht später
ich versuch hier gerade
dein Verhalten
zu entkräften

ich habe mein Leben
mein halbes Leben
über Kupferdraht geteilt
die ein oder andere Träne geweint
und um meine Seele gefeilscht

ihr eure Probleme im Tütü
auf die Bühne geschleift
ohne zu begreifen
dass was ihr macht
da für die Ewigkeit bleibt
und in Algorythmen – unbemerkt
das ganze Leben umschreibt

das gibt nen Like!

*hier könnte „Frau“ stehen, oder „Mensch“, oder „Pokemon“

Die Perspektive

Worüber denkt man nach
wenn die Zeit sagt
dass es Zeit geworden wäre

über alles nachzudenken
was so geschieht
auf dieser Erde

über alles Urteilen können
weil der Mensch erhaben ist
also es gibt Bestimmte – für die das stimmte
und der Rest labert nur Mist

es gestaltet sich also schwierig
in der Einigkeit Differenzen auszumachen
weshalb wir uns einheitlich differenzieren
bis wieder Grenzen auszumachen
– sind

ich dachte mir schon als Kind
dass ich anders bin als Andere
und als Andere mich gerne hätten
und hätte gerne dass andere Menschen
mich etwas besser verstanden hätten

an irgendeinem Punkt
geht es wohl jedem so
man steht nebeneinander
nuschelt: wie geht es so?
naja es geht – und dir?
ebenso!
und wirkt alles in allem
nicht wirklich lebensfroh

man fühlt sich in offenen Netzwerken
plötzlich nur noch eingeengt
kennt nicht mal den Namen des Anderen
aber zumindest was er denkt
– das ist zumindest was er denkt

und nur aus stilistischen Mitteln
geschieht das ohne Femininum
Sexismus ist eine Sushibar ohne Angestellte
also ein Trend mit Selbstbedienung
ich bin wirklich dafür
dafür sensibel zu sein
aber gleichzeitig auch
dafür nicht so sensibel zu sein
dass ich jegliche Kritik nehm
wie ein Tritt vors Schienenbein
– weisst wie ich mein?

manchmal hab ich das Gefühl – Konversation
ist ein Zwiegespräch im Spiegelkabinett
denn auf ihre Art und Weise
sind die Anderen auch ganz nett

aber eben nur das – wacklige Basis
stemmt sich gegen Wolkenkratzer
und auf der soziokulturellen Ebene passieren
bei einem leichten Windstoß Patzer
die in Ebene 120 über Umwege
dazu führen
dass die auf Ebene 110 sich stark
und stark benachteiligt fühlen

bis dann ganz oben über den Anderen
mit der großen Dachterasse
sich der jeweils Größere dazu berief
dass er die Anderen jetzt hasse
und weil sich das ganze in der Basis
ja schon als marode belief
gab es auch bei den Veganern
in der 86 täglich Beef
ich meine damit natürlich
es hing der Haussegen schief

die 85 also, Frohnatur
nahm die Treppe und sie lief
zu den Streitenden um zu schlichten
stand in der Mitte und sie rief

ihr habt alle eine Meinung
aber hört doch auf zu Streiten
kocht einen Tee, fangt an zu reden
und ruhiger auf eurem Teppich zu bleiben
stellte dabei aber fest,
dass sich ihre Teppiche unterscheiden
und begann an diesem Punkt
die mit dem weicheren zu beneiden
viele Ansätze fingen gut an
aber dann kamen die Zeiten
die die nach Vereinigung Suchenden
süchtig machten und entzweiten

irgendwo zwischen Selbstsucht und Selbstzucht
sind wir also stehen geblieben
und einem es wäre es fast gelungen
einem es etwas anzubieten
was es selber gerne hätte
und deshalb dann leider doch behält
und hält damit in den Händen
die größte Macht auf dieser Welt

und während es zu Einigen über die Einigung
in großen Tönen spricht
schlagen sie einig einigen Anderen
nicht nur mit Worten ins Gesicht

so verbrennen sie neue Ansätze
mit dem immer gleichen Abschlussbericht
in dem stehen folgende Worte:

Na so jedenfalls nicht!

Traumtänzer Logbuch 235863

Erste Aufwachphase:

Ein stechender Schmerz im Finger lässt mich aufwachen. Die Haut ist an einer Stelle eingerissen und er blutet etwas. Außerdem fühlt es sich an als hätte ich ihn eingeklemmt. Das war doch definitiv nicht so als ich ins Bett gegangen bin.

Zweite Aufwachphase:

Apropos Bett. Wo zum Henker laufe ich eigentlich gerade hin? Ich bin doch eben erst aufgewacht?! Ein Hotelflur? Scheiße , stimmt, wir sind ja in München auf Produktion. Aber wo will ich gerade hin?

Dritte Aufwachphase

Beim Blick auf meine nackten Füße stellt sich eigentlich nur eine Frage:

Warum hab ich nur meine Boxershorts an?

Vierte Aufwachphase

Ich muss richtig richtig dringend pinkeln. Und ich glaube ich bin noch alkoholisiert.
Zumindest wird die Watte im Kopf mit jedem Schritt undurchdringlicher.

Stimmt, wir haben vorhin (ich glaube zumindest es war vorhin) noch etwas getrunken. – Allerdings hat sich das bei mir im Rahmen gehalten.
Und ich weiß noch wie ich ins Bett gekrochen bin.
Ohne verletzten Finger.

Hab ich mir den eben beim rausgehen eingeklemmt?
Warum bin ich denn überhaupt raus gegangen?

Fünfte Aufwachphase.

Die Türen sehen alle gleich aus. Wie war meine Zimmernummer?
Und ich muss immer noch aufs Klo.
Gang hoch, Gang runter.
Keine Ahnung.
Nochmal. Gang hoch, Gang runter….

Ich glaube hier ist mein Zimmer.

Aber wie war der 6 stellige Türcode damit ich wieder rein komme?
Ich wippe inzwischen von einem Bein auf das andere.

Ich muss pinkeln.

Fahr ich mit dem Aufzug in die Lobby um da erstmal das Klo zu nutzen?
Gibt ja eh keinen Nachtportier.
Aber ich hab keine Ahnung wie spät es ist.
Am Ende laufe ich noch einer Reisegruppe in die Arme und kann mich beim Frühstück nicht sehen lassen.
Vorhin wusste ich diesen verdammten Code doch auch noch.

Irgendwann klappt es.
Nach dem Klogang gehe ich wieder ins Bett.

Erste Aufwachphase

Ich hatte einen unglaublich dämlichen Traum.
Verschlafen und mit einem fiesen Dröhnen im Kopf schlurfe ich ins Bad.
Beim betätigen des Wasserhahns erhascht mein Blick meinen ziemlich übel zugerichteten Finger.
Der sah doch aber nicht so aus, als ich gestern ins Bett gefallen bin….

Nee… oder?!

Der Magen

ich sitze fest in einer Welt
die behauptet mich ausgespuckt zu haben
also ist das bisher eine Theorie
und um mich ausgewürgt zu haben
braucht sie in der Theorie
dafür zumindest einen Magen

zumindest soweit ich informiert bin
und wie gut das jetzt ist
wird ja von mir eruiert
oder nicht?
macht das der Gleiche der bestimmt
dass wenn man im Wald uriniert
dann kostet das so viele
und in der Stadt dann so viele Scheine?
oder macht das eine Frau?
die die gesagt hat dass jetzt alles besser wird

du weißt wen ich meine?

kann ich mich wirklich darauf verlassen
dass hier nichts den Segen ansägen kann?
oder geht die Sonne im Westen auf
und zündet dann den Osten an?
also gehen wir weniger mit offenen Armen
als mit offener Skepsis heran
und dulden trotzdem dass jemand entscheidet
dass er seine Entscheidung erstmal testen kann

weil ihn die Masse nominiert
anstatt sie sich selbst dominiert
und damit meine ich akzeptiert
dass Mensch gemeinsam existiert
und durch kollektive Gedankenstützen
den kollektiven Gedanken schützen
bevor er sich in Macht verliert

Eine Stimme meint: „pragmatisch“
eine andere : „realistisch“
– kann es nicht auch beides sein?
in der Rechten eine Fahne
in der Linken einen Stein

ich würd beides fallen lassen
meine Maske
meinen Glauben
denn am Ende bestimmst du
den Grad des Alb in deinem Traum

der Einheitsbrei klatscht an die Knöchel
beginnt sich das ich einzuverleiben
also solltest du dich jetzt
für eine Richtung entscheiden
um loszulaufen und zu klettern
denn du torkelst nur in Schleifen
oder leg dich einfach hin
dann kannst du auch geschmacklos bleiben

wir Leben in finsteren Zeiten
denn selbst ein PDF ist veränderbar
-nicht ihre Meinung
und obwohl sie noch nie in anderen Ländern waren
stellen sie Fakten an die Spitze
krönen sie – und setzen sie sich dann als Krone auf
und nehmen ein Bild der Welt versehentlich
für sich als Weltbild auf

weil sie die Äußerlichkeiten
gut verinnerlicht haben
oder ihre Ausgaben sie
zu sehr vereinnahmt haben
stehen sie statisch
am Stehtisch
trinken Kaffee
und verstehn nicht
wenn sie stagnieren ist der
sogenannte Fortschritt
nur noch kläglich

wir haben die schiefe Bahn berechnet anstatt nur auf sie zu geraten
nicht schlecht für seltsam frisierte
schlecht zivilisierte Primaten

Mensch

ich glaube an die hundert
oder tausend
zumeist menschliche Wesen
schrieben dir Lieder
oder Briefe
und du hast sie dann gelesen

also die Menschen
komischer Satzbau
klar
doch ich denk
du weißt was ich meine
und es ist ja nicht so
dass ich ständig nur
über Gefühle Reime

also schon – aber nur die schlechten
und das ist ja perspektivisch gesehen
von den sogenannten echten
schon differenzierter zu sehen

wie die dir
stetig anhaftende
geliebt/gehasste
Vielschichtigkeit
die zu begreifen und erschließen
die Zeit sowieso niemals reicht

wie könnte sie
wenn jedes mal
da man glaubt
man könnte klar sehen
sich der Wind
dadurch der Kurs
und somit die Welt
um dich drehn

was nicht ungewöhnlich ist
an dieser Stelle zugegeben
solche Sachen sieht man täglich
in den allermeisten Leben

und gut sortierten Läden
auf VHS
und DVD

und Blu Ray

doch das Schlechte hierbei ist
ich Rede und du bist so still
es hat mir wirklich besser gefallen
als ich sagen konnte dass ich das nicht will

 

 

Vielleicht

Vielleicht bin ich der, der mit Kopfhörern Fahrrad fährt
dir die Vorfahrt nimmt und sich dann lässig durch die Haare fährt
danach hinein niest
und dir die Hand gibt
vielleicht bin ich der der mit dem Kopf
durch die Wand sieht

Wie ein Elchgeweih

vielleicht ist dir nicht alles gleich
verständlich, wenn ich etwas sagen will
die Polizei hält mich nie in der Nacht an
weil sie mich im speziellen Fragen will
was ich letzte Nacht getan habe und
wer das bestätigen kann
sondern weil ich hilfebedürftig aussehe
und man sie nach dem Weg fragen kann

Oder?

vielleicht bin ich jemand der behauptet
dass er lesen gar nicht mag
während er das Drehbuch in der
Prime-Time hinterfragt
vielleicht bin ich wie du
nur ein bisschen anders
vielleicht hast du mit mir
dein Bewusstsein unterwandert

vielleicht bist du wie ich
und hast leider nur noch nicht verstanden
wenn du dich darauf einlassen kannst
kannst du in solchen Zwiegesprächen landen
mitten im Nichts, wo es alles gibt
im Herzen der Wegwerfgesellschaft
in der man wie so oft, beinahe nur
das wegwerfen selbst schafft

und okay, du magst dir sicher sein
dass du alles selbst schaffst
wenn die Hälfte von dem was dich umgibt
du noch nicht einmal selbst raffst
raffst du dich auf und machst vor
was du letzendlich mit dir selbst machst
und krönst dich durch deine Ignoranz
dann am Ende auch noch mit Selbsthass

denn Menschsein an sich
ist irgendwie seltsam zerschnitten
und es wird Jahre dauern diese
ganzen kleinen Risse zu flicken
und schon als Idee zeigt sich am Ende
ein so gewaltiges Gefüge
welches zu verstehen schwer ist
und einfacher wenn ich mich belüge

Bis die Grenzen verschwimmen
schwimmen Menschen unvorstellbare Strecken
um am Ende des Grauens nur das
Grauen ohne Ende zu entdecken

vielleicht fasse ich nur zusammen
was ich irgendwo gehört habe
vielleicht ist mir nur wichtig
dass ich den Unterricht gestört habe

Das Auge im Brei

Fortschritt ist gut – klar
doch zu fortgeschrittener Stunde
seh ich fortgelaufene Leute
und zwar direkt vor die Hunde

wer die freigelassen hat ist
ja auch nur sekundär wichtig
denn was wirklich interessiert ist
waren die Lottozahlen richtig?
war das Wetter wie gesagt?
das Taxi da wie bestellt?

keine Ahnung, ich fahr Fahrrad
aber was ist das für eine Welt?
die in der Sachen geschehen
die Menschen zugelassen haben
und egal was du jetzt denkst
sei sicher, das wir beide richtig lagen

oder alle drei, oder vier
wie viele auch immer gedacht haben
dass sie wegen sowas viele
schlaflose Nächte verbracht haben
seien eingeladen heute
die Gedanken auszuladen
auf alles zu pfeifen während
andere es ausbaden
ein wenig Kunst zu konsumieren
also zivilisiert ausarten
und wenn das alles nicht genug ist
hab ich noch Pokemon-Tauschkarten

und statt Selfies mit Filtern zu belegen
um sie dann zu inserieren
schlagen wir mit Spiegelkugeln um uns
um uns selbst zu reflektiern‘
spucken dann Schlamm aus
soeben haben wir noch laut gelacht
und sind kurz darauf mit dem Gesicht
im Einheitsbrei aufgewacht

der Schädel dröhnt, die Lunge pumpt
ist ja nochmal gut gegangen
und das gute daran ist
hier haben wir jetzt auch Empfang
um zu vernetzen, zu verknüpfen
aneinander zu koppeln
was wir erleben, wir erfahren
einen Drang uns gegenseitig zu toppen
überschauen Statistiken doch übersehen
das Auge des Betrachters
was die angestrebte Schöhnheit
ja zu eben jener erst gemacht hat

und das Auge schwimmt
in den Tiefen des Einheitsbrei
weil es im trüben kaum sehen kann
werden Informationen darin eingespeist

generiert von Leuten mit Durchblick
es sind die gläsernen Menschen
die sich angepasst haben und
ihre Weitsicht begrenzen
eingepfercht zwischen Sozialen Kontakten
und städtischen Parkanlagen

sind sie die aufsteigenden Bläschen im Brei
und somit eben jene die Trübsalblasen

Der Turm

Ich hab mir diesen Ort allein
Zusammen aufgebaut
in den höchsten Turm ein Bett gestellt
und aus dem Fenster raus geschaut

doch bei der Konstruktion ist wohl etwas mächtig schiefgegangen
überall sind Gitterstäbe, plötzlich bin ich hier gefangen
Niemals ist es mir gelungen wieder nach draußen zu gelangen
und die Kernfrage ist doch, heißt es Stäbe oder Stangen

irgendwann habe ich mir einfach
Bücher ersonnen
viele Monde lang gelesen und das verstehen begonnen
vergessen wie es draußen ist und wie es wäre raus zu kommen
und da ich der Kerkermeister bin, hat der Verlierer wohl gewonnen

das macht sich doch zumindest gut in einem Lebenslauf
ich nahm mir nicht das Leben, sondern gab es einfach auf
als ich aufgegeben habe, ging es ewig schon bergauf
um Ballast zurück zu lassen legte ich den Verstand gleich oben drauf

um dann schwebenden Schrittes irgendwann hier aufzuschlagen
meine Kehle ausgetrocknet, nicht als Säure im Magen
wenn ich wöllte könnte ich mich wohl darüber beklagen
aber mein Verstand fehlt ja um die präkäre Lage hier zu hinterfragen

also stehe ich den ganzen Tag am vergitterten Fenster
es ist warm und in der Nacht heult der Wind hier wie Gespenster
und weil die Angst im Herzen sich alleine so gern schürt
habe ich dich eingeladen, oder du mich aufgespürt

irgendwann warst du einfach hier und hast frischen Wind mitgebracht
und ich wette keiner von uns hat in Ewigkeiten so gelacht
dann bezwangen wir die Zeit in einer langen Kissenschlacht
und erwachten unabhängig voneinander 5 vor Mitternacht
es war eine Gewitternacht
die Blitze spie,
der Donner kracht
als wir entschieden – das hier
haben wir zu lange mitgemacht

aber keiner von uns beiden
hat den Schlüssel mitgebracht

da begannen wir das Wissen aus den Büchern umzugestalten
um zu erkunden warum Türen sich so verschlossen verhalten
warum Zäune so begrenzt sind das sie leider nicht kapieren
dass sie durch und aufgrund von alten Maschen existieren
warum Menschen das Vertrauen in sich selbst verlieren
und warum sie es nicht einfach wieder aus ihrem selbst extrahieren
Also begannen wir der Lüge ihre langen Beine zu rasieren
Und unserer Existenz letztendlich eine Bestimmung zu formulieren

ab heute wollen wir unser eigenes Süppchen kochen
und die Wurzeln unseres Lebens in gesunden Boden topfen
und weil keiner reagiert auf unser rufen und klopfen
begriffen wir uns als der Schlüssel und es standen alle Türen offen

davor ist wie man sich denken kann
kein sinnloses Gedränge
Sondern ein schlecht beleuchtetes System
Wirrer Gedankengänge

Wieso

Wieso ist es einfacher
einfach nicht darüber zu reden
wieso einfacher sich auf die Nerven
statt aus dem Weg zu gehen
wieso ist es leichter umso schwerer es wird
einfach Däumchen zu drehn
und dann doch nur unzufrieden
nach den Zufriedenen zu treten
und wieso ist es allgemein einfacher zu treten
statt den Trampelpfad auf Zehenspitzen zu gehen

Wieso kocht jemand seinen Unmut
weiterhin in meinem Bauch
wenn ich schreibe und wir
beide wissen dass ich das nicht brauch
wieso glaubt gerade deine Wenigkeit
dass du hier jetzt viel deuten kannst
wenn du stetig nur in der Schlange
aus der Reihe tanzen kannst
wieso hört es nicht auf
alles um sich zu hinterfragen
wenn es vordegründig darum geht
warum sie stets daneben lagen
wieso sind Antworten so oft
das reinste Balsam für den Magen
und die Folgefragen stacheln an
mit tausend Widerhaken
wieso ist es manchmal so schwer
ich zu sein
neben dir stehen zu müssen und nicht
dicht zu sein

was davon meine ich ernst
was davon war schlicht gereimt
und warum hast du in letzter Zeit
dein Gesicht so oft verneint

Wir schauen aus verschiedenen Perspektiven
auf einen goldumfassten Spiegel
und durch die Überschneidung irritiert
erkennen wir dann etwas wieder
was nicht ist, warum machen wir das
würden wir uns nur bewegen
müssten wir nicht unendlich lang
die Hände vor die Augen heben

weil uns der Stand der Sonne deutlich zeigt wo unsere Reise endet
entweder sind wir schlichtweg blind, oder aber stark geblendet

Hart Backbord

Dieser Moment des stillstehens
dir weht der Wind ins Gesicht
du kneifst die Augen zusammen
spannst alle Muskeln an – bereit zum loslaufen
und tust es nicht

Vielleicht ist dir was ins Auge geflogen
vielleicht musstest du Niesen und hast dir
einen Nerv am Rücken eingeklemmt (aua aua)
Aber es ändert nichts daran, dass du mal wieder stehen geblieben bist

Und das an diesem windigen Ort

Und der Wind heult orkanartig in den weiten Leeren deines Kopfes
während deine Gedanken in den leeren Weiten ihrer selbst
auch nicht mehr ganz genau wissen was genau mit der Botschaft jetzt eigentlich passiert ist.

Aber wenn der Weg das Ziel ist
wird ja zumindest in den wichtigen Themen
Umweltschutz, Weltfrieden, soziales Miteinander und wie-Vergleichen
ganz strikt nach dem chique der Zeit gehandwerkt

Bist du noch da?

Ich meine – wenn ich es schaffe dir davonzulaufen
und wir ja eigentlich nichts miteinander zu tun haben
frage ich mich wovor du denn eigentlich weg läufst
Du wirst ja wohl nicht mir hinterhergelaufen sein?
Das wäre mir aufgefallen

denn auf dem Holzweg hört man immer
jeden einzelnen Schritt
ich hätt mich umgedreht und dir gesagt
ich nehme dich mit
wenn du die Klappe hältst
bei Verstoß kriegst du einen Tritt
tritt zurück und betrachte
unseren beachtlichen Ritt
– auf der Welle
frag nicht welche
sonst bekommst du eine Schelle
wie die Vernunft, die jetzt heult
in Ihrer grellen Gummizelle
wenn du sie raus lässt kommst du mit mir
wohl leider nicht mehr ins Reine
– ich warne dich
diese Aktion wäre selbst für deine Person
größenwahnsinnig
Und aufgrund deinem unscheinbaren Auftreten
den Klamotten, dem Allerweltsgesicht
kann ich manchmal nicht deuten ob ich
in Sprachen oder Zungen spricht

Doch wenn es prinzipiell – also im Prinzip
niemals um Prinzipien geht
und sich bei solchen Unebenheiten dein
zartbesaiteter Magen um sich dreht
solltest du dich prinzipiell festhalten
denn die Strecke ist potenziell gefährlich
und deine Mama lügt wenn sie sagt
Der Tod hat mehr Angst vor dir als du vor ihm
Ehrlich!

Aber so wie du in deiner Welt lebst
würden andere nicht mal sterben
es geht nicht um deinen Geldspeicher
denn der ist gefüllt mit Scherben
von geplatzten Träumen von Leuten
die sich wünschen dass du baden gehst

während du langsam begreifst dass du mit Ihnen am selben Graben stehst
rotiert dein Kopf um sich selbst woraufhin sich schon wieder dein Magen dreht

bist du seekrank?
willkommen im Boot
so nebenbei bemerkt
und deiner Farbe nach zu urteilen
geht es dir bei uns verkehrt
und eh ich noch was sagen kann
hast du längst dem Raum durchquert
ja auf dem Boot, jetzt hör doch zu
zuhören ist empfehlenswert

Du also auf der Flucht so wie vorher
und du gehst mir auf die Kette
so wie mir durch meinen Kopf
dass ich gern ein Fahrrad hätte
um dich kopflosen Idioten einzuholen
und dich dann am Kragen zu packen
und in deiner Wahrnehmung mal
ein paar der losen Kabel zu kappen
dich neu verdrahten und dich stylen
etwas rouge und dafür weniger Scheuklappen
vielleicht hörst du mir dann ja zu
und auf dein Potenzial zu verknappen

Und da wurde es kalt im Gesicht
stimmt, da war ja dieser windige Kackort
aber loslaufen lohnt sich nicht
denn eine Stimme ruft : Hart Backbord!

Ich wasche mein Gesicht an einem Wasserfaß
es fühlt sich an als zereißt mir gleich die Haut
dementsprechend sehe ich Schmerz
als ich aus dem Wasserfaß schaut
ich betrachte es genau und merke
es ist so weit davon entfernt fertig zu sein
und frage mich mit zitternden Händen
wann ich das letzte mal davon entfernt war so fertig zu sein