Aufbruch

Am Stadtrand wo sich die Häuser lichten und vereinzelt in Stadtzentren stehen sie – Abrissruinen mit ihren bröckelnden Fassaden, nach Kellerblumen duftend, staubig, dreckig, kühl.
Rot leuchtende Ziegel im Sonnenlicht, zerbrochene Fenster, Wände verziert mit Sprühdosenkunst –
aufgegebene Flächen werden von uns genutzt und scheinbar unnutzbares bekommt wieder eine Existenzgrundlage.
Sie ähneln uns, sie sind unerwünscht, sie sollen durch etwas Neues ersetzt oder modernisiert werden. Sie müssen sich den gleichen Menschen beugen wie wir es sollen.
Und werden nicht auch wir an den Höchstbietenden verkauft? Oder verkaufen uns gar selbst?
Aber wir sind keine starren Objekte und Ruinen noch lange nicht.

Wir gelten als Kritiker, wenn wir die Wahrheit aussprechen, als Rebellen wenn wir alternative Lebensweisen prägen und als Spinner wenn wir von unserer Sache überzeugt sind.
Wir haben die Nase voller von FastFood als manch‘ Nachtschwärmer von Koks, aber weniger Zeit als ein Bombenentschärfer der im Stau steht.
Wir schwimmen im Überfluss der anfängt langsam auszutrocknen.
Wir halten schlaue Reden um die Mitmenschen wachzurütteln und liegen selbst im komatösen Tiefschlaf.
Wir sitzen in überfüllten Hörsälen, sind überfordert von Arbeit, wohnen in übergroßen Wohnkonserven und sitzen am Abend überfüllt in der Bar.
Wir packen das nötigste zusammen und laufen los.
Eine Heerschar von Spinnern, Kritikern, Rebellen – eine Ansammlung massenuntauglicher Individuen die eines gemein haben.

Wir sind im Aufbruch.

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