Der Gang zum Fahrstuhl dessen fleckige Tapete im elektrischen Licht seltsam leuchtet, riecht nach Kochkunst aus verschiedenen Ländern.
Im Fahrstuhlraum selbst liegt Müll auf dem schmutzigen Boden. Wieder einmal hat hier scheinbar die Faulheit gesiegt, die 9 Stockwerke zum Müllraum herunterfahren ist ein nicht lohnender Kraftaufwand.Durch das offene Fenster zieht der eisige Januarwind.
Als die Fahrstuhltür sich mit einem schabenden Geräusch öffnet strömt mir der Geruch von Urin entgegen. Mir wird schon lange nicht mehr schlecht. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Vor allem aber ein Tier.
Unten angekommen durchschreite ich die Eingangshalle und frage mich dabei ob sie im jetzigen Augenblick nicht Ausgangshalle heissen sollte. Meine Gedanken werden unterbrochen als mir eine Woge von kaltem Rauch und Alkohol entgegenschlägt. Der alte Mann nickt mir freundlich zu, ich nicke zurück, wir gehen unserer Wege. Meiner führt mich durch die Tür nach draußen wo ich direkt in eine schnatternde Touristenmenge laufe der ich leicht genervt ausweiche.
Ich sauge die kalte Stadtluft in die Lungen und laufe geblendet vom Sonnenlicht auf die andere Straßenseite. Das dort stehende Gebäude betrete ich durch den Seiteneingang. Noch mehr Menschen, vor allem Reisende.
Auf meinem Weg penetrieren abwechselnd Gerüche meine Nase. Hervorstechend sind Parfüm und Essen. Gerade bei Letzterem fühle ich mich sehr stark an den Gang vor meiner Wohnung erinnert.
Das unbehagliche Gefühl wächst je näher die drei Uniformierten kommen. Als sie an mir vorbei sind löst sich die Klammer um die Brust langsam. Ich habe nichts zu verbergen, sie haben mir nichts getan, doch wohl fühlen kann ich mich in der Nähe von Freund und Helfer leider nicht. Ich frage mich ob ich mit diesem Gefühl alleine bin.
Viele Geschäfte locken mit bunten Auslagen – Bunte Schriftzüge, grelle Lichter, doch das alles sehe ich schon gar nicht mehr.
Zielsicher finde ich das Geschäft in dem ich in eine zähe Wolke aus schweren süßen Gerüchen der Kosmetikartikel gehüllt werde.
Plötzlich wird mir schlecht.
Glücklich und zufrieden über den Kauf überteuerter Produkte trete ich meinen Rückweg auf der Expedition in dieses bunte Wunderland an. Gelegentlich schaue ich mich um und versuche Faszination oder zumindest nur Interesse für diesen Ort zu empfinden. Als dies nicht gelingt versuche ich irgendetwas zu empfinden. Es klappt, denn wie auf Kommando stehen vor dem Ausgang, der auf dem Hinweg noch ein Eingang war, die 3 Uniformierten ihre Argusaugen auf mich geheftet und die Mienen böse verzerrt. Und mit ihnen kehrt das Unwohlsein zurück.
Als ich blinzle stehen sie ins Gespräch vertieft und nehmen keine Notiz von mir.
In Gedanken gehe ich die letzten Meter über die Straße und werde wieder einmal unterbrochen, diesmal durch ein lautes Klingeln. Als ich den Kopf hebe seh ich mein eigenes Gesicht verblüfft in der Reflektion des Seitenfensters einer Straßenbahn, das eine Nasenlänge vor mir vorbeirauscht.
Der Schlüssel öffnet das Schloss der schweren Eisentür die hinter mir mit einem lauten Krachen zufällt, welches einige Sekunden braucht eh es verhallt.
Danach ist nichts, nur Stille.
Als die Fahrstuhltür sich mit einem kratzenden Geräusch öffnet, strömt mir der Geruch von Urin entgegen. Mir wird schon lange nicht mehr schlecht. Ich bin ein Gewohnheitstier.
Vor allem aber ein Tier.